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Im innersten Raum

  • Autorenbild: Hyeon Ju Pak
    Hyeon Ju Pak
  • 28. Nov.
  • 2 Min. Lesezeit
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Tief im Herzen eines Menschen

lag ein kleiner, stiller Raum.

In seiner Mitte saß eine Frau im blauen Gewand,

und in ihrem Arm ruhte ein Kind –

so zerbrechlich wie ein erster Atemzug,

so rein wie ein Tropfen Licht.

 

Die Frau strahlte eine Wärme aus,

die den Raum sanft erfüllte.

Das Kind war Licht,

und das Licht war ein Versprechen.

 

Doch in einer abgelegenen Ecke

lebte der Schatten.

Er war aus Angst gewoben,

aus Zorn, aus einsamer Kälte,

und er atmete in der Stille

wie eine Erinnerung, die man nicht berühren will.

 

Eines Tages flüsterte das Kind,

seine Stimme kaum mehr als Hauch:

 

„Ich fürchte mich vor dem Schatten.“

 

Die Frau hob das Kind an ihre Schulter,

und mit einem ruhigen Schritt

ging sie auf die Dunkelheit zu.

Das Kind hielt ihr Gewand fest,

als hinge sein kleiner Herzschlag daran.

 

Mit sanfter Stimme sprach die Frau:

 

„Dieser Schatten ist nicht gekommen, um uns zu schaden.

Er trägt nur die Gefühle,

die wir noch nicht zu lieben wagten.“

 

Sie streckte ihre Hand aus –

und der Schatten hob langsam sein Gesicht,

nicht verschwindend,

aber gesehen, erkannt.

 

Da umarmte die Frau auch ihn.

In ihren Armen fanden Licht und Verletzlichkeit

und nun auch die Dunkelheit

einen gemeinsamen Raum.

 

Das Zittern des Kindes löste sich,

als habe sich eine Tür geöffnet,

die lange verborgen war.

 

Die Frau neigte sich zu ihm und flüsterte:

 

„Du bist Licht,

du bist Zerbrechlichkeit,

und du bist ein Wesen mit Schatten.

Alles an dir darf sein.

Erst wenn wir alle Teile einladen,

werden wir ganz.“

 

Und so begannen in jenem kleinen Raum

Licht und Schatten, Angst und Möglichkeit,

Sanftheit und Menschlichkeit

nebeneinander zu ruhen –

ohne Kampf, ohne Flucht,

als hätten sie schon immer

auf genau diesen Augenblick gewartet.

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